Um an der Börse in ETF zu investieren, brauchst du ein Wertpapierdepot. Das bekommst du bei einem sogenannten Depotanbieter oder Broker (=Vermittler zwischen dir und der Börse). Du kannst aber auch einfach klassisch eine Vollbank wählen, die auch Depots im Angebot hat. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du ein Depot auswählst, das zu deinen Bedürfnissen passt. Der Markt an Wertpapierdepots ist inzwischen wirklich breit aufgestellt und ich gebe dir hier einen Überblick von Anbietertypen mit Beispielen sowie Merkmalen, Vor- und Nachteilen, so dass du für dich schon einmal abwägen kannst, was am ehesten zu dir und deinen finanziellen Zielen passt.
Tipp 1
Welche finanziellen Ziele verfolge ich?
Hier geht es uns in erster Linie um den langfristigen Vermögensaufbau, um später die Rente davon zu bestreiten. Über die Vorzüge von Aktien-ETF habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben. Diese ETF werden in der Regel über Sparpläne und manuelle Käufe erworben, also muss der Anbieter solche auch in seinem Angebotsportfolio haben (Check). Aufgrund der langwierigen Spardauer bzw. Ansparzeit solltest du auf die laufenden Kosten achten, darauf gehe ich weiter unten ein. Für jemanden, der kurzfristig und oft an der Börse handelt, sind die von mir vorgestellten Depotanbieter nicht geeignet. Aber das ist ohnehin ein ganz anderer Ansatz. Das bringt uns zu folgender Frage:
Welcher Anlagetyp bin ich und welche Anlagestrategie verfolge ich?
Ja, auch beim Anlegen in ETF gibt es unterschiedliche Anlagestrategien. Wie schon erwähnt, kannst du nicht nur per Sparplan, sondern auch über aktive, manuelle Käufe ETF erwerben. Dafür müssen ein paar andere Schritte (aka Klicks) ausgeführt werden und du musst dich etwas intensiver mit dem Broker beschäftigen und demzufolge zurechtkommen. Außerdem stellt sich noch die Frage, ob du jemand bist, der ständig einen Überblick über sein Depot braucht, der von unterwegs handelt usw. Willst du thesaurierende ETF oder lieber ausschüttende? Möchtest du (zusätzlich zu einem weltweit gestreuten Portfolio) in bestimmte Branchen oder Länder investieren?
Kurzum: Arbeitest du selten oder häufiger mit dem Depot? Bist du entspannt, wenn du auf den Kursverlauf schaust? Selbst wenn du das jetzt noch nicht einschätzen kannst, du wirst dich noch von dieser Seite kennenlernen. Wie du mit Kursschwankungen am besten umgehst, findest du hier; zum Thema Anlagestrategie und Risikoprofil findest du an dieser Stelle meine Einschätzungen und Tipps.
Tipp 2
Welche Art von Depotanbietern gibt es?
Zunächst einmal ist ein Wertpapierdepot, unabhängig davon, wo du es eröffnest, ein Wertpapierdepot. Also es erfüllt die Funktion, dass du an der Börse handeln kannst. Wir unterscheiden 3 grundlegende Anbietertypen: Filialbanken, Onlinebanken und Neo-Broker.
Am naheliegendsten ist, bei der Bank, wo du bereits dein Girokonto hast, ein Depot zu eröffnen. Das bringt auf jeden Fall den Vorteil, beides unter einem Bankendach zu haben.
Filialbanken sind etablierte Banken mit einem mehr oder weniger gut ausgebauten eigenen Filialnetz. Darunter zählt z.B. die Sparkasse, Commerzbank oder Postbank. Bei diesen Banken kannst du entweder vor Ort oder auch online dein Depot eröffnen. Sie bieten bei Bedarf persönliche Beratung und Betreuung vor Ort.
Onlinebanken besitzen keine eigenen Niederlassungen und bedienen sich bei bestimmten Bankservices an der Infrastruktur der Filialbanken (z.B. Geld ein- und auszahlen). Ihr Angebot funktioniert online und die Services rund um Depots sind wie bei den Filialbanken recht umfangreich. In den meisten Fällen gibt es auch persönliche Betreuung über Telefon und E-Mail. Als Beispiele wären hier die ING DiBa oder comdirect Bank zu nennen.
Neo-Broker, noch nicht ganz so lange am Markt, haben ihren Fokus auf dem Wertpapiergeschäft, d.h. sie bieten im Regelfall keine der „klassischen“ Bankservices wie Girokonto oder Tages- oder Festgeld an. Um überhaupt ein Wertpapierdepot anbieten zu können, kooperieren sie im Hintergrund mit „echten“ Banken, die über eine eigene Banklizenz verfügen. Typische Eigenschaften bei Neo-Brokern sind beispielsweise niedrigere Gebühren oder sogar ein komplett kostenloses Angebot und moderne Benutzeroberflächen. Dafür braucht man bei speziellen Anliegen oder Serviceanfragen manchmal einen langen Atem, da die erste Anlaufstelle meist der Chatbot in der App ist. Solche Neo-Broker sind z.B. finanzen.net, Scalable Capital oder Trade Republic. Ich gehöre zum Team Neo-Broker und bin bisher sehr zufrieden.
Es gibt Anbieter bzw. Depots, die für die Durchführung von Wertpapiergeschäften Gebühren verlangen, z.B. monatliche Grundgebühr für die reine Depotführung oder Handelsgebühren für Käufe und Verkäufe. Auch Sparpläne sind nicht bei allen kostenfrei zu haben.
Einige Anbieter zahlen zusätzlich Zinsen auf das Guthaben, das auf dem zugehörigen Verrechnungskonto des Depots liegt.
Welche Art von Depot brauche ich?
Das ist eine sehr individuelle Frage, die du für dich beantworten musst. Worauf legst du wert? Was ist dir am wichtigsten? Brauche ich einen persönlichen Ansprechpartner? Um ein Gefühl für die Materie zu bekommen, kannst du dir einfach mal die Homepages einiger Anbieter (und auch den deines Girokontos) anschauen und unter dem Aspekt prüfen, ob du dich gut zurechtfindest oder dir die Benutzeroberfläche gefällt. Wenn dir niedrige Gebühren sehr wichtig sind und du keine komplexen Wertpapiergeschäfte tätigen willst, empfiehlt sich einer der Neo-Broker.
Übrigens: Nicht jeder Depotanbieter führt alle ETF (es gibt inzwischen mehr als 3.000…) – deswegen prüfe ggf. im Vorfeld, ob dein ausgewählter ETF bei deinem Depotanbieter auch (als Sparplan) verfügbar ist. Normalerweise wählst du im ersten Schritt deinen Anbieter, richtest das Depot ein und suchst erst dann die konkreten ETF aus.
Selbst wenn du beim vermeintlich falschen Anbieter bereits ein Depot eingerichtet hast und nicht so zufrieden bist: Du kannst deine Wertpapiere auch zu einem anderen Anbieter umziehen. Meistens unterstützt dich dein neuer Anbieter sogar beim Wechsel. Hast du noch keinen Sparplan eingerichtet und noch keine Käufe getätigt, kannst du das Depot einfach wieder kündigen.
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Wie schon angeteasert, verlangen einige Anbieter Depotgebühren. Das können einige Euro im Monat sein. Auch für Sparpläne, manuelle Order (Käufe und Verkäufe) können pauschale oder prozentual vom Handelswert abhängige Beträge anfallen. Hinzu kommt bei allen Depotanbietern die laufenden Kosten des jeweiligen ETF (TER*) – dies ist eine Gebühr des ETF-Anbieters, auf das der Depotanbieter keinen Einfluss hat.
Wenn du die absolute Basic-Variante wählst (Neo Broker und kostenloser Sparplan), kannst du während der Start- und Ansparphase ohne zusätzliche Kosten auskommen. Aber schonmal für den Hinterkopf: Auch bei den Neo-Brokern ist in den kommenden Jahren evtl. mit (höheren) Gebühren zu rechnen, da hier neue EU-Regeln für Deutschland greifen. Wenn es soweit ist, werde ich noch einmal darauf hinweisen.
Fazit und Tipp 3
Tipp Nummer eins – kenne deine Ziele und Anlagestrategie. Idealerweise langfristig und passiv.
Tipp Nummer zwei – kenne deine Präferenzen oder Prioritäten beim Anlegen und prüfe das Angebotsportfolio des Depotanbieters.
Tipp Nummer drei – Nicht zu lange überdenken, sondern zeitnah starten. Depotwechsel bzw. -umzüge sind jederzeit möglich und nicht so kompliziert wie du denkst!