Warum gibt es Kursschwankungen an der Börse?

Kursschwankungen weltweit

Stell dir vor, die wirtschaftliche Entwicklung würde stets linear vorwärts gerichtet, d.h. nach oben verlaufen. Tolle Vorstellung? Langweilig? In jedem Fall jedoch unrealistisch – der Verlauf gleicht einem Hochgebirge mit vielen Anstiegen und auch Abstiegen. Über einen langen Zeitraum kann man jedoch einen Anstiegskorridor beobachten – wenn man die Weltwirtschaft als Ganzes betrachtet. In den folgenden Abschnitten erfährst du, welche verschiedenen Ursachen diese börslichen An- und Abstiege haben. Dies dient deinem grundsätzlichen Verständnis, wie Wirtschaft und Börsen funktionieren. Die Ursachen und Einflussfaktoren sind zwar einzeln aufgeführt, können jedoch nicht isoliert voneinander betrachtet werden: Im Regelfall ist es ein Zusammenspiel all dieser Faktoren, die die Kurse beeinflussen und zum Schwanken bringen.

Nachfrage und Angebot

Zum Börsenauf- und ab gibt es eine paar schöne Redewendungen, z.B. diese hier: Die Börse atmet ein und aus. Mal ist viel Geld im Umlauf, mal weniger. Grundsätzlich entstehen die Kurse an der Börse durch (tägliche) Nachfrage und Angebot. Aus diesem Wechselspiel ergibt sich der Kurs – für ein Unternehmen, Ware, Dienstleistung im Kleinen, sowie für alles gesammelt im Großen.

Ein anderer Spruch ist: An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Das bedeutet soviel wie dass AnlegerInnen positiv oder negativ gestimmt sind und sich das im Handelsverhalten niederschlägt. Woher kommen diese Stimmungen? Märkte (Börsen) werden beeinflusst von aktuellen Nachrichten und reagieren dann unmittelbar darauf; dabei kann es sich um interne Faktoren (Unternehmensberichte) oder externe Faktoren (politische Ereignisse) handeln.

Nachrichten und Ereignisse

Nachrichten und Ereignisse, ob wirtschaftlicher oder politischer Natur, wirken sich direkt auf die Kurse aus. Zum Beispiel kann ein positiver Unternehmensbericht (gute Quartalszahlen, die die Prognosen übertreffen) oder eine Ankündigung neuer Produkte das Vertrauen der AnlegerInnen stärken und zu Kurssteigerungen führen (z.B. neues IPhone).

Im Gegensatz dazu führen negative Nachrichten, wie enttäuschende Quartalszahlen oder Skandale, oft zu Kurseinbrüchen. Solche Schwankungen sind rund um die Verkündung solcher Unternehmenszahlen stärker ausgeprägt als in der restlichen Zeit.

Auch globale Ereignisse wie Naturkatastrophen, politische Krisen oder Kriege können Unsicherheit schaffen und die Kurse sinken lassen. Da die Märkte oft in Echtzeit auf Nachrichten reagieren, verursachen sie kurzfristige Kursschwankungen. Zuletzt konnte man dieses Phänomen anhand der Präsidentschaftswahl in den USA wieder gut beobachten.

Geldpolitik: Einfluss von Zinssätzen und Inflation

Zinssätze und Inflation sind bedeutende Faktoren, die Aktienkurse beeinflussen. Warum? Steigende Zinsen machen Kredite teurer und reduzieren die Kaufkraft, was oft zu einer geringeren Nachfrage nach Aktien führt. Zudem bevorzugen viele AnlegerInnen dann risikoarme Anlagen wie Anleihen, was die Aktienkurse drücken kann.

Umgekehrt begünstigen niedrige Zinsen und moderate Inflation das Wirtschaftswachstum und können die Kurse antreiben. Auch Inflationsraten beeinflussen die Markterwartungen, da steigende Preise Unternehmensgewinne belasten und so die Kurse nach unten ziehen können.

Daher reagieren die Börsen auch stets auf die Ankündigungen der Zentralbanken wie die Federal Reserve in den USA oder die Europäische Zentralbank (EZB), wenn diese die Leitzinsen anheben bzw. senken.

Blasen und Finanzkrisen

Bestimmt hast du den Begriff (Spekulations-)Blase in Bezug auf die Börse schon einmal gehört. Die „berühmtesten“ Blasen der jüngeren Vergangenheit sind die dot.com-Blase um die Jahrtausendwende oder die Finanzblase rund um faule Immobilienkredite in den USA, was schließlich weltweite (negative) Auswirkungen nicht nur auf Märkte, sondern ganze Wirtschaftsverläufe von Ländern hatte. Diesen Blasen liegt vereinfacht gesagt die Tatsache zugrunde, dass die Aktienwerte an den Börsen (beteiligter Branchen) massiv überbewertet waren und eine Nadelspitze (Auslöser) die Blase dann zum Platzen brachte und die Aktienwerte dramatisch abgesunken sind.

Emotionen und Psychologie der AnlegerInnen

Du denkst, an der Börse, das sind doch alles Zahlen und so viele Männer, das muss doch alles rational zugehen? Weit gefehlt!

Die Anlegerpsychologie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Dynamik der Aktienmärkte. Phänomene wie Herdentrieb, bei dem InvestorInnen der Masse folgen, können Kurse in kurzer Zeit extrem beeinflussen. Gier (Euphorie) und Angst (Panik) sind treibende Emotionen: In Boomphasen wird oft überstürzt gekauft, was die Kurse weiter in die Höhe treibt.

In Krisenzeiten hingegen verkaufen viele panisch, was zu drastischen Einbrüchen führen kann (und vom reinen Buchverlust meist auch zu realen Verlusten führt) Emotionen und Stimmungen verstärken Kursschwankungen, was oft zu übertriebenen Preisbewegungen führt, die nicht immer rational begründet sind. Deshalb ist es auch wichtig, seine Emotionen beim Anlegen gut unter Kontrolle zu haben und sich vorab eine Strategie zurechtzulegen.

Die 4 Phasen eines Wirtschaftszyklus‘

Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung, Tiefstand – na, erinnerst du dich an den Schulunterricht zurück? Diese Wirtschafts- bzw. Konjunkturphasen beeinflussen nicht nur Börsen und Märkte, sondern im Prinzip fast alle Lebensbereiche der Bevölkerung.

In der Aufschwungphase wächst die Wirtschaft, und steigende Unternehmensgewinne locken InvestorInnen an – die Börsenkurse steigen. So war nach der Finanzkrise 2007-2009 ein langer Aufschwung zu beobachten, der viele Jahre stabile Kursgewinne brachte. In der Hochkonjunktur sind die Märkte oft überhitzt, und erste Anzeichen von Inflation oder Überbewertung können eine Abkühlung einleiten.

Im Abschwung verlangsamt sich das Wachstum, die Unsicherheit der Anleger wächst, und die Kurse beginnen zu sinken. Ein markantes Beispiel ist die Corona-Krise 2020, als der Abschwung durch Lockdowns und wirtschaftliche Einschränkungen zu einem abrupten Einbruch an den Börsen führte. In der Rezession schließlich sind Unternehmensgewinne oft niedrig, und viele AnlegerInnen ziehen ihr Kapital zurück, was die Kurse zusätzlich belastet. So erlebten die Börsen im ersten Quartal 2020 die schärfsten Verluste seit Jahren, bevor die Märkte wieder schrittweise Erholung zeigten. Diese zyklischen Phasen beeinflussen die Kurse regelmäßig und zeigen die enge Verbindung zwischen Konjunktur und Börse. Der gravierende Einbruch durch Corona kann auch als sogenanntes Black Swan Event bezeichnet werden, da es hier einen sehr kurzfristigen Einschnitt gab, der praktisch aus dem Nichts über die gesamte Welt hereinbrach. Solche Ereignisse treten (zum Glück) nur sehr selten auf.

Schwankungen einzelner Länder und Branchen

Kursschwankungen hängen oft von der wirtschaftlichen Lage einzelner Länder oder Branchen ab. Der Ukraine-Krieg ab 2022 führte beispielsweise zu starken Schwankungen bei europäischen Energieunternehmen. Diese verzeichneten teils drastische Kursgewinne, während energieintensive Industrien wie die Chemie stark unter Druck gerieten. Auch während der Corona-Pandemie boomte der Technologiesektor durch hohe Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen, doch ab 2022 belasteten steigende Zinsen Tech-Aktien wie Meta und Amazon stark.

In China sorgte die strikte Null-Covid-Politik 2021–2022 für Abschwächungen im Konsum- und Immobiliensektor, was Unternehmen mit großem China-Geschäft, wie Apple, negativ beeinflusste. Gleichzeitig stiegen 2021 die Kurse im Bereich erneuerbare Energien, da die Nachfrage nach grüner Technologie weltweit zunahm.

Fazit:

Kursschwankungen an der Börse sind das Ergebnis komplexer Zusammenhänge und werden von vielfältigen Faktoren beeinflusst – von wirtschaftlichen Entwicklungen und globalen Ereignissen bis hin zu emotionalen Reaktionen der AnlegerInnen. Für langfristig orientierte InvestorInnen ist es daher entscheidend, solche Schwankungen einzuordnen und diese teils turbulenten Phasen mit kühlem Kopf zu überstehen. Im nächsten Blog erfährst du Genaueres darüber, wie du mit solchen Kursschwankungen gut umgehen kannst.

Ulrike Külow

Hi! Ich bin Ulrike alias die Börsen Biberin

Ich helfe selbstständigen Frauen dabei, ihre Rente eigenständig zu regeln und sich von Staat und Familie finanziell unabhängig(er) zu machen. Ich bin selbst den Weg von der unsicheren Börsenphobikerin zur gut informierten sowie begeisterten Investorin gegangen. Heute habe ich nicht nur meine Altersvorsorge geregelt, sondern auch Strategien zur Vermögensbildung darüber hinaus entwickelt und meine Finanzen voll im Griff.

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