Wie du Kursschwankungen meisterst

Frau gießt sich Tee ein vorm Laptop

Als ich noch nicht investiert habe und zufällig mal auf irgendein Börsenbarometer aka Kurs-Chartverlauf gestoßen bin oder auch von einem Crash mitbekommen habe, dachte ich mir nie etwas dabei. Ich habe das neutral zur Kenntnis genommen und war der Meinung, dass mich das absolut nicht betrifft. Etwas anders sieht die Sache aus, wenn man selbst im Spiel der Börsenmärkte involviert ist – schließlich haben Steigung und Neigung unmittelbaren Einfluss auf das eigene „Guthaben“. Auf der einen Seite weißt du, dass du (langfristig) investieren musst, schön und gut, aber wie gehst du mit deinen Emotionen bei Kursschwankungen um? Wenn du wissen willst, wie ich damit umgehe und welche Tipps ich dir dabei an die Hand geben kann, dann lies jetzt weiter…

Ursachen für Kursschwankungen

Im vorangegangenen Beitrag bin ich auf die Ursachen eingegangen und habe sachlich dargestellt, wodurch Schwankungen zustande kommen können.

Grundsätzlich solltest du wissen: Das Risiko, dem du bzw. dein Geld an der Börse ausgesetzt (b)ist, ist der Preis für die Rendite, die du als Belohnung fürs Eingehen des Risikos erwarten darfst. Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Nun ist es das Eine, die Theorie zu beherrschen. Durch das „Erleben“, d.h. wenn du selbst investiert bist, wird es erst möglich, tatsächlich einen Umgang mit Kursschwankungen zu finden und überhaupt herauszufinden, wie du dann wirklich in der betreffenden Situation reagierst.

When in doubt, zoom out

Betrachtest du nur eine Momentaufnahme des Chartverlaufs oder einen kurzen Zeitraum, kann es schnell so wirken, dass es entweder nur bergauf oder bergab geht und du an deiner Investitionsentscheidung zweifelst. Hier kommt die oben genannte Redewendung ins Spiel: Halte dir immer die langfristige Entwicklung vor Augen. Du hast einen langfristigen Anlagehorizont, mindestens 10, 15 Jahre, wenn nicht noch länger. Und in diesem Zeitraum ist unterm Strich die Weltwirtschaft immer gewachsen, trotz aller Crashs und Katastrophen.*

Wir investieren in die Weltwirtschaft, d.h. Dienstleistungen und Wirtschaftsgüter für 8 Milliarden Menschen. Einzelne Unternehmen, Branchen oder Länder können tatsäch pleite gehen, aber niemals alle Unternehmen, Branchen oder Länder gleichzeitig. Dass das alles kracht, ist sehr unwahrscheinlich, und wenn – dann haben wir wahrhaftig ganz andere Probleme und benötigen dann vermutlich ganz andere „Zahlungsmittel“.

Die Kurse fallen langsam

Wenn die Kurse über einen längeren Zeitraum fallen, könnte dies das Zeichen für einen möglichen Abschwung sein. Das gehört mit dazu und du könntest dir dann einfach sagen: Okay, wir sind also gerade in einer Flaute, naja, das gehört dazu und darauf folgt auch immer ein Aufschwung. Wenn du hier evtl. etwas stressanfällig bist, dann versuche dein Depot zu ignorieren.

Ein Crash – was jetzt?

Manchmal rutschen die Kurse nicht Schritt für Schritt in den Keller, sondern im freien Fall innerhalb kürzester Zeit. Große politische Ereignisse, Kriege, Börsenblasen, Black Swan Ereignisse. Viele geraten in Panik und ziehen ihre Gelder (mit Verlust) aus den Börsen ab. Deine Zahlen sind auf einmal rot, aber du atmest entspannt durch. Warum? Solange du nicht verkaufst, sind deine roten Zahlen nur ein Buchverlust. Du sitzt den Crash einfach aus und wartest geduldig auf die Erholung. Das gehört auch zum Deal Rendite gegen Risiko dazu. Der Ansatz, sich vor einem Aktien-Crash zu schützen, indem man garnicht erst investiert, ist ein Trugschluss: Damit wären wir wieder bei der Erkenntnis, dass reines Sparen per Bank oder Sparstrumpf wegen der Inflation auf lange Sicht das Vermögen auffrisst. Und das wollen wir ja schließlich verhindern!

Tipp für Mutige

Ein Crash (ich rede hier nicht von einem Ereignis wie dem schwarzen Dienstag 1929 in den USA, sondern eher von der Finanzkrise 2008/09 oder 2020) fordert nicht nur deine Geduld heraus, sondern bietet Mutigen sogar extra Chancen zum Investieren. Ich soll investieren, wenn alles unten ist? Fragst du dich vielleicht. Lass es mich erklären: Wenn die Kurse (besonders) niedrig sind, erhältst du mehr für dein Geld, da das Risiko nun vermeintlich besonders hoch ist. Wenn du zum Crash an der Börse „einkaufst“, bekommst du für den gleichen Betrag, z.B. im Rahmen deines Sparplans mehr ETF-Anteile. Wenn du Geld übrig hast und/oder mutig bist, erhöhe für einen Zeitraum deinen Sparplanbetrag oder kaufe manuell zusätzliche ETF-Anteile ein. Langfristig betrachtet werden die Gewinne dieses „Angebotspreises“ sogar höher ausfallen. Natürlich ist das kein Muss und wenn du dich der Crash ohnehin nervös macht, dann versuche da einfach ruhig zu bleiben und nicht zu verkaufen.

Die Kurse steigen langsam

Das gibt dir ein gutes Gefühl, besonders, wenn du im Abschwung eingestiegen bist und bislang nur Minus im Depot hattest. Das ist sozusagen die Belohnung oder Bestätigung für dein Wagnis, dein Geld an der Börse anzulegen. Du hast das Gefühl, dass du richtig gehandelt hast. In dieser Situation ist es genauso wichtig, entspannt zu bleiben und du darfst dich auf jeden Fall über dein wachsendes Vermögen freuen.

Die Kurse explodieren

Das Gegenteil vom Crash. Aber: Vorsicht vor zuviel Euphorie. Jetzt alles verkaufen, nur weil du dick im Plus bist? Denk an deinen Plan: Du legst für deine Rente an und möchtest im Alter regelmäßig Geld entnehmen. Wenn du nun verkaufst, beraubst du wie beim Verkauf im Crash dein Zukunfts-Ich. Ich würde hier wirklich absolut garnichts tun, Sparplan stur weiterlaufen lassen und mir denken: Jaja, so ist das mit der Börse, nun sind wir in der Euphorie, aber ich versuche hier ebenfalls ruhig zu bleiben.

Nur Geld investieren, das du länger nicht benötigst

Du bist knapp bei Kasse und hast keinen Notgroschen? Stelle sicher, dass du nicht in die Situation gerätst, dass du an deine Altersreserve ran musst. Du solltest nur Geld investieren, auf das du lange Zeit verzichten kannst und nicht im Notfall kurzfristig brauchst. So können dir Kursschwankungen nichts weiter anhaben, weil du genügend Zeit hast, dass sich die Kurse wieder erholen können.

Kenne dein Risikoprofil

Bist du eher ein sicherheitsorientierter Typ? Dann hilft es evtl., wenn du risikoärmere Komponenten in deinem Gesamt-Portfolio höher gewichtest. Was meine ich damit? Es gibt unter den ETFs, mit denen du in den weltweiten Markt investieren kannst, risikoreichere und riskioärmere Varianten. Wenn ein höherer Teil deines angelegten Geldes in risikoärmere ETF packst (z.B. Anleihen statt Aktien) oder ein großer Teil auf einem Tagesgeldkonto liegt (dein Notgroschen), dann wird dein Depot nicht ganz so stark von Kursschwankungen durchgeschüttelt. Auch zum Ende hin, wenn dein Rentenalter naht, empfiehlt es sich, eine Gewichtung hin zu weniger Risiko vorzunehmen.

Finanz-Nachrichten und Finanz-Literatur

Es gibt leider eine Reihe von sogenannten Crash-Propheten, AutorInnen à la „Werde reich im Schlaf“ und allerlei anderem Finanz-Quatsch, auf den du nicht hereinfallen solltest. Es ist an dieser Stelle unerheblich, ob es sich um fertige Bücher, Internetartikel oder Youtube-Videos handelt. Je marktschreierischer die Headlines, desto skeptischer solltest du sein.

Jemand warnt vorm Ende der Welt? Obacht.

Jemand verspricht Rendite ohne Risiko? Warnung.

Jemand ordnet unaufgeregt und sachlich das aktuelle Finanzgeschehen ein? Glückwunsch, wenn du so etwas findest. Um sicherzugehen, dass du dich nicht unnötig verrückt machst, versuche Finanznachrichten zu meiden und denke dir, die Kurse schwanken auch ohne all diese journalistischen Ergüsse.

Fazit

Lass dich von den ganzen Aufs und Abs nicht aus dem Konzept bringen und mache dir stets bewusst, in welcher Phase des Wirtschaftszyklus du dich gerade befindest. Wissen ist Macht. Kursschwankungen sind total normal. Bedenke auch: Wenn du nicht investierst, wirst du Geld verlieren und wenn du im Crash aus Panik verkaufst, wirst du auch Geld verlieren. Mache dir diese Situationen bewusst und vermeide es, Teil der einen oder anderen Fraktion zu sein. Je weniger Emotionen du beim Investieren hast, desto leichter wird es dir gelingen, an der Börse erfolgreich zu sein. Wenn dir das am Anfang nicht sogleich glückt, so kannst du es während aller Marktphasen üben und wirst mit der Zeit entspannter.

 

*Legt man z.B. den Kursverlauf des Index MSCI World zugrunde. Auf das Thema Index gehe ich in einem anderen Blogbeitrag noch genauer ein.

Ulrike Külow

Hi! Ich bin Ulrike alias die Börsen Biberin

Ich helfe selbstständigen Frauen dabei, ihre Rente eigenständig zu regeln und sich von Staat und Familie finanziell unabhängig(er) zu machen. Ich bin selbst den Weg von der unsicheren Börsenphobikerin zur gut informierten sowie begeisterten Investorin gegangen. Heute habe ich nicht nur meine Altersvorsorge geregelt, sondern auch Strategien zur Vermögensbildung darüber hinaus entwickelt und meine Finanzen voll im Griff.

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