Vor deinem Investment in einen (oder mehrere) ETF steht neben der Überlegung, welche du auswählst auch die Frage, wie risikofreudig du bist. Denn auch beim „langweiligen & passiven“ Investieren gibt es verschiedene Strategien! Weitere Faktoren, die dein Risikoprofil bestimmen können ist, welche Ziele du mit dem ETF-Investieren verfolgst oder dein Alter beim Start deines Investments.
Dein Portfolio – Aufteilung deines Risikos
Im weitesten Sinne versteht man darunter deinen Anlagenmix, also Sparguthaben auf dem Konto und alle Wertpapiere im Depot. Im engeren Sinne bildet das Portfolio allein deine Wertpapiere ohne Bankguthaben ab. Je nachdem darfst du also dein Bankguthaben (z.B. Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto) dazuzählen oder nicht. Diese Bankguthaben stehen für den risikoarmen Teil deines Portfolios. Das Verhältnis der verschiedenen Anlagen spiegelt dein Risikoprofil wider.
Anlageprodukte
Die Rede ist hier stets von auf der einen Seite risikoarmen Zinsprodukten wie Tagesgeld, Festgeld, Anleihen-ETF (kurze Laufzeiten und Euro-Raum) und Aktien-ETF mit etwas höherem Risiko auf der anderen Seite. Wichtig hierbei: Nur mit dem Aktien-Anteil schaffst du es, gewinnbringend Geld anzulegen, welches im Schnitt deutlich über der Inflationsentwicklung liegt.
Innerhalb der Aktien-ETF unterscheide ich auch bei der Streuung; wenn es darum geht, die entwickelten Länder und die Schwellenländer getrennt abzubilden, besitzen die Schwellenländer für sich betrachtet ein höheres Risiko und zählen damit in jedem Fall zum offensiven Teil. Dennoch sollten unbedingt beide „Welten“ Teil deines Portfolios sein.
Wie risikoaffin bist du?
Generell gelten die Menschen in Deutschland als sehr sicherheitsaffin, also eher risikounfreudig. Das ist unter anderem der Grund, warum vergleichsweise wenige in Wertpapiere investieren. Ich gehe davon aus, dass du nicht allein in Tagesgeld investierst, da es langfristig maximal mit der Inflation Schritt hält. Und davon abgesehen wärst du sonst vermutlich nicht hier. Das Thema hatte ich an anderer Stelle schonmal aufgegriffen.
Aber die Frage ist: Was gilt nun für dich? Vielleicht hast du ja bereits eine Ahnung oder Tendenz, wie stark deine Risikoaffinität oder dein Sicherheitsbedürfnis ausgeprägt ist. Grundsätzlich gilt: Je mehr Risiko, desto mehr Rendite ist möglich. Wenn du beispielsweise lieber auf Nummer sicher gehst, musst du dich (wahrscheinlich) mit weniger Rendite zufrieden geben. Sagst du dir, hey, ich gehe etwas mehr Risiko ein, dann darfst du mit höheren Gewinnen rechnen.
Dein Risikoprofil ermitteln
Doch nicht nur deine persönliche Präferenz oder Einstellung bestimmt über dein Risikoprofil, auch deine finanziellen und einkommensmäßigen Rahmenbedingungen spielen hier mit hinein.
Eine entscheidene Rolle spielt hier die Frage, wie lange dein Anlagehorizont dauert. Das ist der Zeitraum, in dem du auf dein Geld verzichten können solltest. Je später du das angelegte Geld benötigst, desto höher kann hier auch der Aktien-ETF-Anteil deines Wertpapierdepots sein. Weiterhin: Hast du bereits ein Vermögen, dass dich im Ernstfall abpuffert oder eine Durststrecke am Aktienmarkt ausgleichen kann? Oder welches du im Ernstfall abschreiben kannst, falls es zu Verlusten kommt?
Wie hoch bzw. sicher ist dein Einkommen? Trägst du allein die Verantwortung für Kinder oder Haustiere? Als Selbstständige mit schwer planbaren Einkommensströmen musst du evtl. häufiger auf Rücklagen zurückgreifen. Du solltest hier nicht in die Verlegenheit kommen müssen, deine ETF-Anteile (weit) vor dem geplanten Renteneintritt zu verkaufen.
Wie du dein Geld aufteilst
Du brauchst einen Teil deines Geldes als kurzfristig verfügbaren Notgroschen am besten auf einem Tagesgeldkonto. Dein Gespartes für die geplante Rente kommt ins Depot. Hier stellt sich dann die Frage, welche Gewichtung du vornimmst. Alles in Aktien-ETF? Das bedeutet ein offensives Portfolio. Einen Teil wiederum davon in (sicherere!) Anleihen-ETF? Das ist dein defensiver Anteil.
Hier ein paar grobe Einteilungen/Vorschläge:
Niedriges Risikoprofil: 60 % Tagesgeld/Anleihen-ETF, 40% Aktien-ETF
Mittleres Risikoprofil: 40 % Tagesgeld/Anleihen-ETF, 60% Aktien-ETF
Hohes Risikoprofil: 20% Tagesgeld/Anleihen-ETF, 80% Aktien-ETF
Natürlich kannst du die Gewichtung auch individuell vornehmen. Am besten findest du das heraus, indem du einfach mit kleinen Beträgen startest und dann schaust, mit welcher Aufteilung du dich wohlfühlst. Als Selbstständige empfehle ich, den sogenannten Sicherheitsbaustein (=defensiver Anteil) ruhig höher anzusetzen, wegen des erwähnten Risikos, häufiger auf Rücklagen angewiesen zu sein.
Wenn du dann dein Risikoprofil ermittelt und aufgestellt hast, kannst du gemäß deiner vorgenommenen Gewichtung ins Investieren reinstarten oder falls du bereits losgelegt hast, ins sogenannte Rebalancing gehen. Das heißt, dass du deine bestehende Gewichtung an dein ermitteltes Risikoprofil anpasst.
Dein Anlagehorizont und Umschichten
Je später du mit dem Investieren startest, desto weniger Zeit hast du, dass sich deine ETF-Anteile positiv entwickeln. Mindestens 10-15 Jahre sollten diese im Depot liegen und wachsen dürfen. Meine persönliche Meinung ist, dass man über diesen Zeitraum hinaus auch ruhig mehr Risiken eingehen und das Portfolio entsprechend zugunsten der Aktien-ETF gewichten kann. Mein Anlagehorizont geht z.B. noch über 20 Jahre. Wenn du dich dann dem geplanten Rentenalter näherst, kannst du auch eine Umverteilung hin zu mehr Sicherheit, d.h. einem höheren defensiven Anteil vornehmen. Du bringst deine Schäfchen dann sozusagen langsam ins Trockene, hihi.
Fazit
Es gibt nicht DIE eine Anlage- oder ETF-Strategie. Je nach deiner persönlichen Einstellung, deinem Anlagehorizont und deinen finanziellen Rahmenbedingungen kannst du mehr oder weniger Risiko eingehen. Je mehr Risiko du auf dich nimmst, desto mehr Rendite ist für dich drin. Wir unterscheiden zwischen Aktien-ETF, Anleihen-ETF, Tagesgeldguthaben (oder ähnlichen Zinsprodukten) sowie einem offensiven und defensiven Portfolioanteil. Das wichtigste ist, dass du mit deiner Einteilung bzw. Gewichtung zurechtkommst, d.h. deine Risiken managen und nachts ruhig schlafen kannst. Wenn du hierzu Fragen haben solltest, melde dich sehr gern bei mir!