Lass uns ehrlich sein: Finanzen sind nicht gerade das Lieblingsthema der meisten Menschen. Schon gar nicht, wenn man als Selbstständige ohnehin ständig jongliert – zwischen Kunden, Content, Buchhaltung und dem ganz normalen Alltagswahnsinn.
Damit du dich aber mit deinen Finanzen nicht total verzettelst, brauchst du ein solides System. Und genau hier kommen Kontentypen ins Spiel – für jeden Zweck das passende Konto. Klingt trocken? Keine Sorge, ich verspreche, dass ich dich nicht mit Fachchinesisch oder steifen Anweisungen langweile.
Um dir den Einstieg zu erleichtern, setze ich ganz harmlos bei den Basics an: Welche Konten brauchst du wirklich, und wofür sind sie gut? Und weil ich selbst durch die „Wie-zur-Hölle-organisiere-ich-meine-Finanzen“-Phase gegangen bin, lasse ich auch meine persönlichen Erfahrungen mit einfließen. Spoiler: Es ist alles halb so wild, wenn man erstmal die richtige Struktur hat. Also, lehn dich zurück, schnapp dir ein Heißgetränk, und lass uns loslegen – deine Finanzen werden es dir danken (und du dir selbst erst recht!)
Die Basics: Welche Kontentypen gibt es und wofür sind sie da?
Das absolute Minimum ist dein privates Girokonto. Betrachte es als Fundament oder falls du dir eine Mind Map vorstellen magst, befindet sich dieses quasi in der Mitte. Auf das Girokonto bekommst du (leider) in der Regel keine Zinsen; viel schlimmer, in den inzwischen meisten Fällen musst du eine Kontoführungsgebühr und vielleicht noch für bestimmte Services zahlen.
Das Geschäftskonto ist praktisch wie ein Girokonto, nur dass es eben für geschäftliche Transaktionen bestimmt ist. Es gibt Banken, die auf solche Konten und geschäftliche Bedürfnisse spezialisiert sind; die meisten Filial- oder Onlinebanken bieten aber auch separate Geschäftskonten an – mehr dazu im folgenden Abschnitt.
Tagesgeldkonten können ebenfalls ein Angebot des bestehenden Girokontos sein mit eigener IBAN. Meine Erfahrung ist, dass Bestandskunden mit wenig Zinsen abgespeist werden. Ich würde dir hier immer empfehlen, nach einem guten Angebot außerhalb deiner „Hausbank“ zu suchen. Ein Tagesgeldkonto ist immer an ein bestehendes Girokonto (auch Referenzkonto genannt) gekoppelt und muss meistens auch auf deinen Namen laufen. Es können keine typischen Bankgeschäfte abgewickelt werden. Der primäre Zweck besteht darin, dein Geld aka deine Rücklagen dort zu parken. Das erfüllt wiederum 2 Zwecke:
- Das Geld ist räumlich getrennt von deinen Alltagstransaktionen und kann nicht „versehentlich“ mit ausgegeben werden
- Auf dem Tagesgeldkonto gibt es mehr Zinsen als auf dem normalen Girokonto
Dann gibt es noch das Depot. Das ist streng genommen kein richtiges Konto, dennoch braucht es eine Bank als ausführende Kraft dazu. Zum Depot gehören 2 Komponenten. Zum einen das Depot an sich, wo deine Wertpapiere (ETF-Anteile) liegen und das zugehörige Verrechnungskonto, welches mit deinem privaten Girokonto gekoppelt ist und worüber die Transfers abgewickelt werden.
Ich empfehle dir, die Konten für ihren jeweiligen Primärzweck zu nutzen und die verschiedenen Zwecke und Ziele voneinander zu trennen. Was meine ich damit? Viele Banken bieten sowas wie All-in-One Lösungen an; diese Variante eignet sich für Leute, die gern alles unter einem Dach haben. Also d.h. privates Girokonto, Geschäftskonto und Depot von ein und derselben Bank. Das ist bequem, hat aber oft seinen Preis, denn die Banken nehmen höhere Gebühren, je umfangreicher ihr Komplettangebot ist. Ich habe so ziemlich alles kontenartige bei unterschiedlichen Anbietern, meine Super-Excel bietet mir den benötigten Überblick, hehe.
Trennungsgebot: Warum du Geschäftliches und Privates nicht vermischen solltest
Komm bitte nicht auf die Idee, deine privaten UND geschäftlichen Buchungen über ein Konto laufen zu lassen. Hier sind meine Hauptgründe dafür bzw. dagegen:
Erstens schließen Banken für das Angebot ihres privaten Girokontos die professionelle Nutzung aus. Wenn es nicht explizit in den AGB steht, könnte es aber passieren, dass die Bank dich kontaktiert, wenn die Transaktionen überhandnehmen. Schließlich verdienen sie mit Geschäftskonten mehr Geld, also ist es in ihrem Interesse, dass sich Unternehmer ein Geschäftskonto eröffnen.
Der zweite Grund ist fast genauso wichtig: Die liebe Steuer. Um die geschäftlichen Buchungen nachzuvollziehen, ist es weitaus einfacher, wenn diese gesondert über ein Geschäftskonto laufen, insbesondere, wenn du ein Steuerbüro mit deiner Buchhaltung beauftragst. Das Finanzamt kann außerdem Auszüge aus deinen Konten anfordern, um Prozesse besser nachvollziehen zu können. Die müssen auch nicht unbedingt wissen, wie oft du im Monat bei Lieferando bestellst, oder?
Übrigens: Es zeugt nicht von „Unprofessionalität“, wenn du ein unbekanntes Geschäftskonto hast, bei dem deine Kundschaft nicht auf Anhieb die zugehörige Bank (er)kennt. Ich würde in erster Linie darauf achten, dass die IBAN mit DE für Deutschland beginnt und nicht auf den Cayman Islands liegt (haha).
Das Minimum: Die 3-Konten-Regel für den finanziellen Überblick
Ich mache es jetzt kurz und schmerzlos: Du brauchst MINIMUM
- Ein Businesskonto: Für Einnahmen und Ausgaben aus deinem Business.
- Ein privates Girokonto: Für persönliche Ausgaben.
- Ein Tagesgeldkonto: Für Rücklagen und kurzfristige Sparziele.
Mit dieser Konfiguration erhältst du ein Mindestmaß an Überblick und trennst zumindest die operativen Transaktionen im geschäftlichen und privaten Bereich. Optimierungspotential stelle ich dir im nächsten Abschnitt vor.
Mehr als drei Konten? So baust du dein eigenes Kontensystem auf
Die „Profis“ sprechen hier von einem Mehrkontensystem, das in der Anzahl beliebig nach oben geschraubt werden kann. Allzu sehr solltest du das allerdings auch nicht over-engineeren, weil dir da auch wieder der Überblick verloren gehen kann.
Für jeden Zweck kann theoretisch ein neues Konto aufgemacht werden. Es muss nicht einmal notwendigerweise ein eigenständiges Konto sein; das haben inzwischen immer mehr Banken erkannt und bieten eigene Unterkonten oder auch Pockets bzw. Wallets innerhalb des bestehenden Kontos an. Diese können dann je nach Zweck genutzt werden, z.B. für Urlaub, als Notfallreserve/Notgroschen für Weiterbildungen. Je nachdem, ob der Zweck privat oder geschäftlich ist, können diese eigenen Konten oder Unterkonten vom übergeordneten Konto abgehen.
Ich habe für mich eine Variante gewählt, bei der ich 2 verschiedene Tagesgeldkonten habe, auf denen ich jeweils Rücklagen für geschäftliche Zwecke und Rücklagen für private Zwecke deponiere.
Spezialfälle
Wenn du mit deinem Partner oder Partnerin ein Gemeinschaftskonto hast für alltägliche bzw. gemeinschaftliche Ausgaben wie Miete und/oder Essen, dann ist hier auch ein privates Girokonto angebracht. Ich empfehle dringend bei dieser Variante zusätzlich ein eigenes, unabhängiges Girokonto zu haben, schließlich geht es hier ja auch darum, sich finanziell unabhängig vom Partner zu machen. Ein Gemeinschaftskonto sollte für Paare nur die gemeinsamen Zahlungen oder das gemeinsame Sparen vereinfachen, niemals die eigenen Finanzen und Finanzziele ersetzen *zwinker*
Ich möchte hier auch noch die Zahlungsdienstleister mit erwähnen. Das sind Anbieter, die keine klassischen Banken sind, dennoch Zahlungen abwickeln. Hier kommt z.B. Paypal ins Spiel oder wise (keine Werbung), welche die Zahlungen gerade zwischen ausländischen Geschäftspartnern erleichtern und kostentechnisch reduzieren können. Wenn du zusätzlich eigene Produkte über ein Shopsystem oder einen digitalen Marktplatz (z.B. ablefy, Digistore) anbietest, werden Zahlungen mit Hilfe weiterer Zahlungsdienstleister abgewickelt. Über den Umfang bzw. die Auswahl kannst du als Unternehmerin meist selbst mitbestimmen.
Deine Altersvorsorge, wie weiter oben schonmal erwähnt, läuft über ein separates Depot. Auch hier empfehle ich ein einzelnes Depot, das allein über deinen Namen läuft.
Fazit
Du weißt nun, wie du deine Konten als Selbstständige sinnvoll strukturieren kannst, um sowohl beruflich als auch privat den Überblick zu behalten. Du verstehst den Unterschied zwischen den verschiedenen Kontentypen und warum es wichtig ist, geschäftliche und private Finanzen zu trennen. Dir ist nun (hoffentlich) klar, dass du für eine professionelle Selbstständige mindestens drei Konten brauchst: ein Geschäftskonto für deine Einnahmen und Ausgaben, ein Privatkonto für deinen persönlichen Lebensstil und ein Tagesgeldkonto für Rücklagen.
Du kannst dein Kontensystem flexibel anpassen – sei es durch ein klassisches Mehrkontensystem oder moderne Alternativen wie Unterkonten oder Pockets, je nach deinen Sparzielen und Bedürfnissen. Schließlich ist dir bewusst, dass deine Altersvorsorge über ein separates Depot laufen muss, das idealerweise mit deinem Privatkonto verknüpft ist, um langfristig und gezielt Vermögen für deinen Ruhestand aufzubauen. Fühlst du dich jetzt ausreichend vorbereitet, um deine Finanzen strukturiert und nachhaltig zu managen? Hast du Fragen? Schreibe mir gerne, ich liebe den Austausch zu diesem Thema!