Als Angestellte war es noch einfach: Die 18,6 % Pflichtbeitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung – aufgeteilt auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer – vom Bruttogehalt und zack fertig. Wenn du selbstständig bist UND dich NICHT pflichtversichern musst, trägst du die alleinige Verantwortung für deine Altersvorsorge. Welche Möglichkeiten du hast und welche Option die aus meiner Sicht günstigste ist, das verrate ich dir hier.
Gesetzliche Rentenversicherung
Hä? Wieso kommt die denn wieder ins Spiel? Well…du kannst dich freiwillig gesetzlich versichern und Beiträge zahlen und damit (weiterhin) Rentenpunkte sammeln. Entweder legst du den Beitrag fest und bist dann daran gebunden oder wählst deine Beitragshöhe selbst aus. Zur Erinnerung: Die gesetzliche Rentenversicherung ist ein Umlageverfahren; mit den Beiträgen von heute werden auch die Rentenberechtigten von heute ausgezahlt. Du erhältst also nicht zwangsläufig das raus, was du eingezahlt hast. Aus meiner Sicht ein ganz schlechter Deal und wenig empfehlenswert, hier gibt es deutlich bessere Optionen. Die Beiträge sind steuerlich absetzbar.
Rürup-Rente
Das Äquivalent zur Riester-Rente der Angestellten. Im Gegensatz zu den Angestellten erhalten Selbstständige jedoch keine staatlichen Zulagen – die Aufwendungen für die Beiträge sind aber zumindest steuerlich absetzbar. Bei der Auszahlung muss wiederum versteuert werden. Es gibt einen sogenannten Steuerstundungseffekt, d.h. die fälligen Steuern werden „angespart“ und sind erst beim Eintritt ins Rentenalter bzw. bei Auszahlung fällig. Die Gesamtrendite sollte stärker im Fokus stehen als die Möglichkeit, die Beiträge steuerlich abzusetzen – schließlich gibt es keine garantierte Rentenhöhe. Die Auszahlung erfolgt ab dem 62. Geburtstag (je nach Vertragsbestimmungen) bis ans Lebensende – jedoch nur monatlich. Ohne extra Absicherung verfallen alle angesammelten Beiträge, wenn man vor Renteneintritt stirbt, d.h. Hinterbliebene haben nichts von dieser Rente.
Immobilien – selbst genutzt
Der Glaube an Immobilien als die ultimative Altersvorsorge hält sich hartnäckig. Gehörst du auch dazu? Dann darfst du hier gern mal genauer hinschauen und hinterfrage dich, warum du so denkst. Du hast ein Dach über dem Kopf und das ist im Idealfall abbezahlt – schön. Für ein subjektives Wohlgefühl sicherlich ein starker Faktor, aber was hier zu bedenken ist: Du benötigst nach wie vor Geld für Nebenkosten, Lebensmittel, Anschaffungen und Instandhaltung…im Endeffekt hast du lediglich keine Mietzahlungen mehr zu leisten – plus – dein Vermögen ist illiquide und ist ein Klumpenrisiko – ein Haus/eine Wohnung. Du bist festgelegt, erstens finanziell wegen langer Abzahlungszeiträume sowie örtlich durch die Immobilie selbst – für mich persönlich ein absolutes No-Go. Im Vergleich zu Kapitalmarktanlagen wie Aktien-ETF spucken Immobilien auf lange Sicht niedrigere Renditen aus.
Immobilien – vermietet
Ich will garnicht mit dem ganzen Stress anfangen, den Immobilienvermietung mit sich bringt – ups, zu spät…hast du Zeit, Lust und Nerven, dich intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen und solange du damit Einkommen generierst, dranzubleiben? Herzlichen Glückwunsch, das kann tatsächlich lukrativ sein. Wer NICHT in den Kapitalmarkt investiert, für den ist die Immobilie die zweitbeste Lösung, wenn man seinen Lebensstandard im Alter halten möchte. Oder wer neben dem Investieren in den Aktienmarkt noch Geld übrig hat und sein Risiko auf mehrere Anlageklassen verteilen will, kann sich gern in der Immobilienbranche umsehen.
Private Rentenversicherung
Dazu habe ich an anderer Stelle schon meine Meinung kundgetan – es lohnt sich meistens nicht. Durch Abschlussgebühren und Verwaltungskosten wird die Rendite stark geschmälert. Hinzu kommt, dass man mit solchen Versicherungen grundsätzlich wenig flexibel ist. Meistens bleibt dir nur, eine solche Versicherung, wenn sie bereits besteht, zu kündigen oder beitragsfrei zu stellen. Grundsätzlich bedeutet eine private Rentenversicherung das Davorschalten eines Dritten (Bank/Versicherung), der für dich in Anlageklassen investiert. Dieser nimmt sich dann ein Stück von deinem Kuchen. Wenn du nichts von deinem Kuchen abgeben möchtest, dann musst du selbst ran.
Investieren in Aktien-ETF
Investieren in Aktien-ETF ist die einfachste, kostengünstigste und renditestärkste Anlagemöglichkeit für die Rente. Wenn man das System einmal verstanden hat, beginnt man zu sparen und lässt seine Investments (idealerweise automatisch) laufen. Theoretisch ist es ausreichend, sich 1-2 pro Jahr damit für ein paar Minuten zu beschäftigen – einfacher geht es nicht! Dieses Vorsorge-Modell ist außerdem ultraflexibel, da man – wir Selbstständige kennen es – z.B. auf schwankende Einnahmen mit angepassten Sparbeträgen reagieren kann. Überdies ermöglicht diese Investmentform natürlich auch eine zeitigere Rente, sofern man das anstrebt. Du musst also nicht bis 67 warten. In der Langzeitbetrachtung hat diese Anlageklasse die besten Renditen abgeworfen. Fairerweise ergänze ich noch, dass sich die Beiträge eines Sparplans bislang steuerlich nicht absetzen lassen. Ich bin von dieser Option also aus vielseitigen Gründen total überzeugt und hoffe, dass ich dich ebenfalls davon überzeugen kann.
Fazit
Ich denke, meine Sicht ist mehr als deutlich geworden: Versicherungen pfui, Immobilien nay und Aktien-ETF hui. An dieser Stelle noch ein kleines Geständnis: Als ich begann, mich mit dem Thema Rente näher zu beschäftigen, habe ich mich von Anfang an auf Aktien-ETF orientiert und die anderen Möglichkeiten waren de facto niemals ernsthafte Optionen für mich. Zum Thema freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung habe ich mich immerhin vor Ort mal informiert, dies jedoch aus den oben aufgeführten Gründen wieder verworfen.
Seit einigen Jahren geistert auch das Thema Versicherungspflicht für Selbstständige durch Politik und Medien. Allerdings gibt es hierzu noch keine belastbaren Gesetzesentwürfe oder gar Vorgaben. Man darf gespannt sein, was sich die Bundesregierung hierzu ausdenkt und ob es einen (großen) Einfluss auf die bisher gewählte Strategie haben wird.