„Ich an der Börse? Hilfe!“ Hattest du diesen Gedanken schonmal oder sogar schon öfter? Hast du jetzt einen riesigen Saal mit Männern in mittlerem Alter in Anzügen vor deinem geistigen Auge, die wild gestikulieren, rufen und überall umherwirbelnde Blätter? Willkommen an der Wall Street! Scherz beiseite. Mir ging es zumindest immer so, wenn ich an „die Börse“ dachte. Und das wiederum kann frau zu der Annahme verleiten, dass wir dort nichts verloren hätten. Das ist schade und hat gar nichts mit der Realität zu tun, nämlich dass du auch ganz unspektakulär ohne Schreien und Stress am Aktienmarkt investieren kannst. Es kann sogar regelrecht gemütlich und langweilig sein! Natürlich solltest du vorher trotzdem wissen, worauf du dich einlässt bzw. was dich dort erwartet. Aber ganz von vorn:
Kenne deine finanzielle Situation
Einfach mal für einen Fuffi irgendeine Aktie kaufen, die Onkel Werner mal als „must-have“ erwähnt hat? Das ist so ziemlich das Gegenteil einer sinnvollen Strategie. Bevor du überhaupt ans Investieren denkst, solltest du deine eigene finanzielle Situation gut kennen und einschätzen: Hast du all deine Ausgaben und Einnahmen im Blick und weißt, dass du mindestens bei einer schwarzen Null am Monatsende herauskommst? Falls nicht, wäre der erste Schritt, dir hier einen ordentlichen Überblick zu verschaffen. Gerade bei unregelmäßigen Einnahmen, aber wahrscheinlich gleichbleibenden Ausgaben aka Fixkosten, ist es umso wichtiger dass du weißt, ob du alle Verbindlichkeiten bedienen kannst. Nimm dir einmal die Zeit und notiere alle Geldzu- und abflüsse eines Monats.
Schulden sind nicht gleich Schulden
„Ich seh in dein Portmonee, sehe gute Schulden, schlechte Schulden…“ Schlechte Schulden sind beispielsweise Konsumschulden. Einen Kredit aufnehmen für materielle Anschaffungen? (Damit ist nicht der Kauf eines Hauses oder Wohnung gemeint). Waschmaschine, Schmuck, Möbel, Handy, TV, Klamotten oder auch Reisen sollten nicht auf Pump gekauft werden. Du zahlst hier im Regelfall auch noch Zinsen auf die einzelnen Raten und bist, nunja, verschuldet. Auch wenn du anderweitig irgendwo in der Kreide stehst, sollte die Maxime hier lauten: Erst Schulden zurückzahlen, bevor du ans Sparen und Investieren denkst. Warum, erkläre ich weiter unten. Nun fragst du dich vielleicht, und was sind jetzt gute Schulden? Das bezieht sich auf Investments, und ich nutze hier bewusst dieses Wort, die in die persönliche Weiterentwicklung fallen. Hier gibt es das schöne Wort Humankapital. Du investierst z.B. in Form einer Weiterbildung in dich, dein Wissen und machst dich damit „wertvoll“, dies steigert sozusagen deinen Wert. Dieses Investment kann dir keiner nehmen und du kannst hinzugewonnenes Wissen nutzen, um deine Dienstleistung oder Expertise teurer zu verkaufen. Manchmal muss man Geld ausgeben, bevor man Geld einnehmen kann, wenn du verstehst. Ist im Prinzip genau wie beim Investieren an der Börse.
Notgroschen
Sind die Schulden abgebaut oder garnicht erst vorhanden, ist es Zeit, Geld auf die hohe Kante zu legen. Die hohe Kante ist aber kein Sparstrumpf, sondern eine relativ sichere Anlage wie ein Tagesgeldkonto, worauf du – Achtung: In der NOT – schnell und unkompliziert zurückgreifen kannst. Unerwartete, einmalige Ausgaben oder auch unverhofft ausbleibende Einnahmen sollen damit abgedeckt werden, so dass dich das nicht in eine finanzielle Krise stürzt. Aufgrund der Tatsache, dass wir Selbstständige jeden Monat unregelmäßige Einnahmen haben (im guten wie im schlechten Sinne), brauchen wir umso dringlicher eine derartige „Pufferinstanz“, die uns einen ruhigen Schlaf ermöglicht. Falls du dich fragst, wie groß dieser Notgroschen sein sollte – das kommt sehr auf dein eigenes Sicherheitsbedürfnis an. Für eine ganz einfache Rechnung nimmt man die monatlichen Ausgaben – also Fixkosten und durchschnittliche variable Kosten – und nimmt diese mal 6 Monate. Das bedeutet, dass du 6 Monate von deinem Notgroschen zehren kannst, ohne dass du anderweitige Einnahmen hast. Eine Situation, die dir hoffentlich immer erspart bleiben wird, aber wenn dann mal der worst case eintrifft, bist du (zunächst) gewappnet und abgesichert. Den Notgroschen baust du dir idealerweise stückweise auf, in dem du regelmäßig Geld an ein Tagesgeld- oder anderweitiges Sparkonto überweist. Wichtig ist, dass du jederzeit an dieses Geld rankommst – es sollte jedoch auch nicht auf dem Girokonto liegen.
Jetzt Investieren?
Keine Schulden – Check. Notgroschen – Check. Investieren – Moment noch! Nun sollte idealerweise nach Abzug all deiner Fixkosten und variablen Ausgaben eine Summe übrig bleiben; eine Summe, die du fürs Investieren (bzw. vorab für den Notgroschen) nutzen kannst. Am Ende des Monats bleibt aber nichts übrig? Dann musst du den Spieß umdrehen – du legst zuerst, wenn du Einnahmen erhältst, eine Summe xy für Sparen und Investieren beiseite und bestreitest dann erst deine restlichen Verbindlichkeiten. Du trickst dich an dieser Stelle selbst aus! Solltest du auf diese Weise kein Geld übrig haben oder gar in eine finanzielle Bredouille geraten, steht fest: Du musst irgendwo den Rotstift ansetzen und/oder brauchst höhere Einnahmen.
Und dennoch fehlt noch ein Schritt, bevor du dich ans Investieren machst: Dein Ziel, Deine Motivation. Bevor du nicht genau weißt, warum du nun eigentlich an der Börse investieren sollst und was genau dein Ziel ist (und die damit verbundene Strategie), solltest du erst einmal hier ansetzen und dir diese Themen genauer anschauen.
Du erinnerst dich vielleicht, dass ich weiter oben schrieb, warum man zuerst die Schulden abbauen sollte. Um regelmäßige und/oder dringliche Schuldentilgungsraten zu bedienen, solltest du niemals in die Verlegenheit kommen, auf deine Investments zurückgreifen zu müssen. Im schlechtesten Fall musst du dann nämlich an der Börse verkaufen, wenn du evtl. gerade im Minus bist – damit machst du real Verlust. Ein weiterer (positiver) Nebeneffekt des schuldenfreien Investierens ist, dass du völlig unbeschwert von alten Lasten an das Projekt Investieren herangehen kannst.
Fazit
Bevor du mit dem Investieren anfängst, brauchst du 2 grundlegende Voraussetzungen.
Zum einen musst du wirtschaftlich in der Lage sein, Geld in die Hand zu nehmen, das du erst einmal nicht brauchst und langfristig anlegen kannst. Dazu solltest du keine Schulden (mehr) haben. Zum Anderen muss dir bewusst sein, warum du investierst und dass die Börse dir dabei helfen kann, deine finanziellen Ziele zu verwirklichen. Es bringt nichts, wenn du insgeheim Widerwillen beim Gedanken an das Thema Börse verspürst und eine negative Grundhaltung zum Thema Finanzen und Geld innehast. An beiden Voraussetzungen kannst du natürlich arbeiten, und ich zeige dir gern wie (keine Schuldenberatung). Meine Unterstützung ist nur einen Klick entfernt – melde dich bei Fragen!